Erinnern als staatliche veranstaltung: Geschichte und herrschaft in Russland

Osteuropa

Volumn 58, Issue 6, 2008, Pages 57-65

  Dubin, Boris ^a,b  

^a Abt fur Soziale und Politische Forschungen des Levada Zentrums (Analiticeskij Centr Jurija Levady)   (Russian Federation)

^b Russischen Von Volker Weichsel   (Germany)

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EID: 49649098613     PISSN: 00306428     EISSN: None     Source Type: Journal    
DOI: None     Document Type: Review

References (32)

1. Aus: La Tyrannie de la pénitence: Essai sur le masochisme en Occident (Die Tyrannei der Bußfertigkeit. Über den Masochismus des Westens). Paris 2006;
2. deutsch unter dem Titel: Der Schuldkomplex. Vom Nutzen und Nachteil der Geschichte für Europa. München 2008, S. 108.
3. Maurice Halbwachs: Les cadres sociaux de la mémoire. Paris 1952 [1925];
4. deutsch: Das Gedächtnis und seine sozialen Bedingungen. Frankfurt 1985.
5. - Ders.: La mémoire collective. Paris 1950 [1939];
6. deutsch: Das kollektive Gedächtnis. Frankfurt/Main 1985.
7. Jan Assmann: Das kulturelle Gedächtnis. Schrift, Erinnerung und politische Identität in frühen Hochkulturen. München 1992.
8. Parallel zu seinen Arbeiten über das kollektive Gedächtnis führt Halbwachs Studien zur sozialen Morphologie durch, deren Ergebnisse eingeflossen sind in das Buch: Morphologie sociale. Paris 1930;
9. deutsch: Soziale Morphologie. Konstanz 2002.
10. Halbwachs, Das Gedächtnis und seine sozialen Bedingungen [Fn. 2].
11. Es geht mir hier in allererster Linie um die Mechanismen. Zu den historischen Umständen und Phasen der Schaffung der kollektiven Erinnerung an den Sieg im Krieg siehe Boris Dubin: "Krovavaja" vojna i "velikaja" pobeda. O konstuirovanii i peredače kollektivnych predstavlenij v Rossii 1970-2000-x godov, in: Otečestvennye zapiski, 5/2004, S. 219-233
12. (deutsch: Goldene Zeiten des Krieges Erinnerung als Sehnsucht nach der Brežnev-Ära, in: OSTEUROPA, 4-6/2005, S. 219-234.
13. - Nerazmernyj obraz. Čto otražajut predstavlenija o vojne v massovom soznanii Rossijan, in: Političeskij žurnal, 16/2005, S. 50-53.
14. - Vremja pobedy. O političeskom upotreblenii simvolov, in: Kritičeskaja massa, 2/2005, S. 39-14.
15. - Vojna: svidetel'stvo i otvetstvennost', in: Cena pobedy: Rossijskie škol'niki o vojne. Moskva 2005, S. 449-453.
16. - Ausführlich werden die historischen Umstände und der soziale Kontext der Erinnerung an den Krieg in dem gemeinsamen russisch-deutschen Themenheft von Neprikosnovennyj Zapas [NZ] und OSTEUROPA [OE] beleuchtet: Pamjat' o vojne 60 let spustja - Rossija, Germanija, Evropa, in: NZ, 2-3/2005 und Kluften der Erinnerung. Rußland und Deutschland 60 Jahre nach dem Krieg, in: OE, 4-6/2005.
17. Auch in literarischen Werken wie Vladimir Bogomolovs Roman V avguste sorok četvertogo (Im August '44), der 1973 in Novyj mir abgedruckt wurde, sind die Angehörigen des militärischen Aufklärungsdienstes die - unzweifelhaft positiven - Hauptfiguren. Die Bevölkerung begegnet ihnen zwar mit einer verständlichen Zurückhaltung, doch widersetzen sie sich bei ihrer Suche nach einem "Augenblick der Wahrheit" (Moment istiny) - so der zweite Titel des Romans - sogar bis zu einem gewissen Grad der Armeeführung. Dies beunruhigte die damalige Intelligencija, zumindest jene Teile, die Solženicyns gleichzeitig im Westen erschienenen Archipelag GULag gelesen hatten.
18. Siehe dazu Boris Dubin: O privyčnom i črezvyčajnom, in: Neprikosnovennyj zapas, 5/2000, S. 4-10.
19. - Ders.: Vojna, vlast', novye rasporjaditeli, ebd., 5/2001, S. 22-29. Dort ging es mir darum, das Gefühl des Ausnahmezustands, das durch den zweiten Tschetschenienkrieg und die häufigen Terroranschläge immer mehr Bürger Russlands beschlich, zu beschreiben und den Bedeutungszuwachs der Geheimdienste zu erklären.
20. Zu den damals neuen Legitimitätsstrategien: Boris Dubin: Lico ėpochi. Brežnevskij period v stolknovenii različnych ocenok, in: Monitoring obščestvennogo mnenija, 3/2003, S. 25-32.
21. -Aleksandr Berelovič: Semidesjatye gody XX veka: replika v diskussii, ebd., S. 59-65.
22. Diese Akzentverschiebung findet sich allerdings auch in solchen Büchern, Filmen und Liedern, die keine Auftragswerke waren, etwa in Andrej Smirnovs populärem Film Belorusskij vokzal (Der belarussische Bahnhof, 1971) und in Bulat Okudžavas bekanntem Lied aus diesem Film "My za cenoj ne postoim" (Wir sind bereit, den Preis zu zahlen) über den Sieg.
23. Umfrage des Levada-Zentrums. Im Jahr 2003 fand die Verbindung Stalins mit dem Sieg im Krieg sogar bei 36 Prozent der Befragten Anklang, mehr als jede andere Aussage über Stalin.
24. Siehe dazu D. Andreev, Genadij Bordjugov: Prostranstvo pamjati: velikaja pobeda i vlast, in: 60-letie okončanija Vtoroj mirovoj i Velikoj Otečestvennoj: pobediteli i pobeždennye v kontekste politiki, mifologii i pamjati. Moskva 2005 [= Fond Fridricha Naumanna, Airo-XXI], S. 121-125.
25. Erinnert sei an den Film von Marlen Chuciev Ijul'skij dožd' (Juliregen, 1967), in dessen langer Schlussszene ein stummer, versprengter Haufen junger Menschen vor leeren Fahnenstangen entlang der Fassade des Moskauer Bol'šoj teatr gezeigt wird. Sie bildet den Kontrast zu der vorhergehenden Szene, in der an der gleichen Stelle ein Veteranentreffen stattfindet, die Menschen einander begrüßen und umarmen und in der Festtagslärm sowie ein Lied Utesovs aus der Kriegszeit, das im Straßenradio läuft, zu hören sind.
26. Mehr dazu in: Dubin, "Krovavaja" vojna [Fn. 6].
27. - Il'ja Kukulin: Schmerzregulierung. Zur Traumaverarbeitung in der sowjetischen Kriegsliteratur, in: Kluften der Erinnerung. Rußland und Deutschland 60 Jahre nach dem Krieg [= OSTEUROPA, 4-6/2005], S. 235-256.
28. Am 9. Mai 2008 fand erstmals seit dem Ende der Sowjetunion wieder eine Militärparade auf dem Roten Platz statt, bei der wie zu früheren Zeiten schwere Waffen präsentiert wurden. Auch das Programm der vier wichtigsten Kanäle des russländischen Fernsehens atmete rund um den "Tag des Sieges" den Geist der Brežnev-Zeit. Dazu: Boris Dubin: Gesellschaft der Angepassten. Die Brežnev-Ära und ihre Aktualität, in: OSTEUROPA, 12/2007, S. 65-78.
29. Giorgio Agamben: Quel che resta di Auschwitz. L'archivio e il testimone (Homo Sacer III. Torino 1998; dt.: Was von Auschwitz bleibt. Das Archiv und der Zeuge. Frankfurt/Main 2003. Eine russische Fassung des ersten Kapitels ist unter dem Titel Svidetel' (Der Augenzeuge) erschienen in: Sinij divan, 4/2004, S. 177-204.
30. N.N. Kozlova, I.I. Sandomirskaja: Ja tak choču nazvat' kino. "Naivnoe pis'mo": opyt lingvo-sociologičeskogo čtenija. Moskva 1996.
31. Ju.A. Ajchenval'd: Poslednie stranicy: Vospominanija, proza, stichi. Zusammengestellt von Ju.A. Ajchenval'd, Ju.M. Kagan und E.P. Šumilov. Moskva 2003.
32. Ausführlicher dazu Boris Dubin: O nevozmožnosti ličnogo v sovetskoj kul'ture (problemy avtobiografirovanija), in: Nikolaj S. Plotnikov: Personal'nost': Jazyk filosofii v russkonemeckom dialoge. Moskva 2007, S. 443-452.