Disclosure of medical errors - Strategies of criminal law for postinvasive doctor-patient conversations;Ärztliche Fehleroffenbarung - Strafrechtliche Strategien für Postinvasive Arzt-Patientengespräche

Medizinrecht

Volumn 25, Issue 11, 2007, Pages 638-643

  Dann, Matthias ^a  

^a Kanzlei Wessing   (Germany)

Author keywords

[No Author keywords available]

Indexed keywords

EID: 37149011359     PISSN: 07238886     EISSN: 14338629     Source Type: Journal    
DOI: 10.1007/s00350-007-2046-y     Document Type: Review

References (97)

1. Insofern ähnelt das Verhältnis von Arzt und Patient oftmals dem zwischen dem Strafverteidiger und seinem in einer Ausnahmesituation befindlichen Mandanten; vgl. dazu Dahs, Handbuch des Strafverteidigers, 7. Aufl. 2005, Rdnrn. 10 u. 334.
2. Vgl. Wessel, ZfS 2004, 129, 129: "Komplikationen sind unerwünschte Folgen einer ärztlichen Behandlung".
3. Hansis/Hart, Medizinische Behandlungsfehler in Deutschland, in: Gesundheitsberichterstattung des Bundes, Heft 04/2001, S. 7.
4. S. beispielsweise Ulsenheimer/Bock, Frauenarzt 42 (2001), 342, 344.
5. Vgl. auch Bock, in: Ulsenheimer/Berg, Patientensicherheit, Arzthaftung, Praxis- und Krankenhausorganisation, 2006, S. 239, 239/240;
6. Franzki, MedR 2000, 464, 464: "entscheidende Weichenstellung"; Kapp, Medical mistakes and older patients: admitting errors and improving care, JAGS 2001, 1361, 1362.
7. Manser/Staender, Aftermath of an adverse event, Acta Anaesthesiologica Scandinavica 2005, 728, 729.
8. Zu Häufigkeit und Ausgang strafrechtlicher Verfahren gegen Ärzte s. Krumpaszky/Sethe/Selbmann, VersR 1997, 420, 425. Nach einer Studie des Instituts für Rechtsmedizin der Universität Bonn ("Begutachtung behaupteter letaler und nicht-letaler Behandlungsfehler im Fach Rechtsmedizin, 2005, S. 33) waren in 18,7% der untersuchten Behandlungsfehlervorwürfe Beschwerden oder Strafanzeigen durch Angehörige, Freunde und Betreuer Anlass eines staatsanwaltschaftlichen Ermittlungsverfahrens.
9. Betonung des Partnerschaftsgedankens bei Hanau, in: FS f. Baumgärtel, 1990, S. 121, 121 ff.
10. Vgl. die Presseerklärung der Ruprecht-Karls-Universität Heidelberg v. 31. 3. 2006, abrufbar über: www.uni-heidelberg.de/presse/ news06/2603team2.html, zuletzt besucht am 4. 12. 2006.
11. Zur Bedeutung dieser Unterscheidung s. Hanau (Fn. 5), S. 121, 135; so im Ergebnis auch Franzki, MedR 2000, 464, 464. Vgl. auch Kapp, Medical mistakes and older patients: admitting errors and improving care, JAGS 2001, 1361, 1362.
12. Beispiel: Die Mitteilung der Tatsache, es seien Fremdkörper im Operationsgebiet zurückgelassen worden, lässt einen Behandlungsfehler zumindest als naheliegend erscheinen; vgl. zu diesem Problembereich Ulsenheimer, Arztstrafrecht in der Praxis, 3. Aufl. 2003, Rdnr. 60.
13. Katzenmeier, Arzthaftung, 2002, S. 276.
14. Vgl. Laufs, in: Laufs/Uhlenbruck, Handbuch des Arztrechts, 3. Aufl. 2002, § 61, Rdnr. 14;
15. Sprau, in: Palandt, BGB, Kommentar, 65. Aufl. 2006, § 823, Rdnr. 152;
16. Ulsenheimer (Fn. 8), Rdnr. 60;
17. Wagner, in: MüKo/BGB, Bd. 5, 4. Aufl. 2004, § 823, Rdnr. 694. Weiterer, hier aber zu vernachlässigender Teil der Entscheidurigsgrundlage muss sein, wer Kostenträger der Leistung ist; vgl. dazu Schilling, MedR 2004, 422, 423 ff.;
18. Ehlers, in: Ehlers/Broglie (Hrsg.), Arzthaftungsrecht, 3. Aufl. 2005, Rdnr. 839.
19. Vgl. BVerfG, Beschl. v. 15. 10. 2004 - 2 BvR 1316/04 -, wistra 2005, 175, 175;
20. Rieß (1998), in: Lowe /Rosenberg, Kommentar zur StPO, 25. Aufl., Einl. Abschn. I, Rdnr. 88;
21. Rogall (2005), in: SK/StPO, Vor § 133, Rdnrn. 130 ff.
22. BVerfG, Beschl. v. 15. 10. 2004 - 2 BvR 1316/04 -, wistra 2005, 175, 176. Vgl. auch Ranft, Strafprozessrecht, 3. Aufl. 2005, Rdnr. 356; Schäfer (2003), in: Löwe/Rosenberg, Kommentar zur StPO, 25. Aufl.,' § 97, Rdnr. 15.
23. Der Arzt verpflichtet sich qua Behandlungsvertrag, die körperliche und gesundheitliche Integrität seiner Patienten herzustellen und dabei die Regeln der ärztlichen Kunst zu beachten; vgl. Sprau (Fn. 10) § 823, Rdnr. 135.
24. Vgl. BVerfG, Beschl. v. 7. 7. 1995 - 2 BvR 1778/94 -, StV 1995, 562.
25. Mayer=Maly/Busche, in: MüKo/BGB, Bd. 1, 4. Aufl. 2001, § 157, Rdnr. 8.
26. Hanau (Fn. 5), S. 121, 133;
27. Heinrichs, in: Palandt (Fn. 10), § 280, Rdnr. 80;
28. Fehn, ZaeFQ 2001, 469, 472;
29. Prütting, in: FS f. Laufs, 2006, S. 1009, 1022;
30. Schmidt, Hessisches Ärzteblatt 2004, 205, 205;
31. Ulsenheimer/Bock, Frauenarzt 42 (2001), 342, 349;
32. Wagner (Fn. 10), § 823, Rdnrn. 711, 743.
33. So jedoch Gubernatis, JZ 1982, 363, 364;
34. Laufs (Fn. 10), § 65, Rdnr. 15;
35. Spickhoff, NJW 2006, 1630, 1634;
36. Ulsenheimer/Bock, Frauenarzt 42 (2001), 342, 345.
37. Vgl. BGH, Urt. v. 2. 12. 2005 - 5 StR 119/05 -, NStZ 2006, 210, 214; Joecks, in: FS f. Kohlmann, 2003, S. 451, 463.
38. Wobei der Arzt - schon aus standesrechtlichen Gründen - kein Recht zur Lüge hat; vgl. auch Weltrich, Rheinisches Ärzteblatt 2001, 18, 18;
39. Uhienbruck/Schlund, in: Laufs/Uhlenbruck (Hrsg.) (Fn. 10), § 22, Rdnr. 9. Einen Anspruch auf wahrheitsgemäße Auskunft hat der BGH jedoch bei Fragen nach alternativen Behandlungsmethoden bejaht, vgl. BGH, Urt. v. 22. 9. 1987 - VI ZR 238/86 -, NJW 1988, 763, 765.
40. Statt Vieler: Erlinger, in: Widmaier (Hrsg.), Münchener Anwaltshandbuch Strafverteidigung, 2006, § 49, Rdnr. 9.
41. Grundlegend zum Verhältnis von Selbstbelastungsfreiheit und Zumutbarkeit Ulsenheimer, GA 1972, 1, 22f.
42. Beispielhaft sei auf die Möglichkeit, eine Gutachterkommission einzuschalten, verwiesen.
43. A.A. Terbille/Schmitz=Herscheidt, NJW 2000, 1749, 1753.
44. Diesen folgend Ennen, Verpflichtung zur Aufklärung gegen eigene Interessen?, Diss. Würzburg 2001, S. 106. Nicht ganz eindeutig Weltrich, Rheinisches Ärzteblatt 2001, 18, 19.
45. Die Empfehlung von Weltrich, Rheinisches Ärzteblatt 2001, 18, 18, lautet: "Bei den Tatsachen bleiben". Benda, VersR 1997, 918, 927, fordert lediglich, dass der Arzt "Behandlurigszwischenfäl-le in tatsächlicher Hinsicht genauestens dokumentieren" muss. Dazu, dass die Dokumentation nicht dazu dient, dem Patienten Beweise für einen späteren Arzthaftungsprozess zu verschaffen, Quaas/Zuck, Medizinrecht, 2005, § 13, Rdnr. 115.
46. Taupitz, NJW 1992, 713, 715;
47. ähnlich Katzenmeier (Fn. 8), S. 277.
48. A.A. offenbar Ulsenheimer (Fn. 9), § 1, Rdnr. 39.
49. Vgl. BGH, Urt. v. 20. 9. 1983 - VI ZR 35/82 -, MDR 1984, 220, 220; BGH, Urt. v. 24. 1. 1989 - VI ZR 170/88 -, NJW 1989, 2330, 2331; s. auch OLG Hamm, Urt. v. 19. 9. 1984 - 3 U 95/84 -, NJW 1985, 685, 685.
50. So der Vorschlag von Terbille/Schmitz=Hcrscheidt, NJW 2000, 1749, 1751.
51. Verrel, NStZ 1997, 361, 364, ist der Auffassung, dass sich dem Beschluss "kaum fallübergreifende verfassungsrechtliche Entscheidungsvorgaben für anders gelagerte Sachverhalte entnehmen lassen".
52. Zur Terminologie: Der Verfasser hält eine durch ein Verwertungsverbot abgesicherte Offenbarungspflicht für eine prinzipiell rechtfertigungsfähige Einschränkung des nemo-tenetur-Prinzips. Fällt das Verwertungsverbot weg (vgl. hierzu - aus steuerstrafrechtlicher Sicht - Wulf, wistra 2005, 89, 91, 93), ist nemo tenetur verletzt.
53. A.A. Terbille/Schmitz=Herscheidt, NJW 2000, 1749, 1753.
54. So beispielsweise sinngemäß: BGH, StV 1987, 328, 329; NJW 1998, 1728; StV 2002, 604, 605.
55. BVerfG, Beschl. v. 6. 2. 2002 - 2 BvR 1249/01 -, StV 2002, 177: "Ein Zeuge kann die Auskunft auf solche Fragen verweigern, deren Beantwortung ihm die Gefahr zuziehen würde, wegen einer Straftat oder Ordnungswidrigkeit verfolgt zu werden. In diese Gefahr geriete er dann, wenn eine Ermittlungsbehörde aus seiner wahrheitsgemäßen Aussage Tatsachen entnehmen könnte - nicht müsste -, die sie zur Einleitung eines Ermittlungsverfahrens veranlassen könnte. Da die Schwelle eines Anfangsverdachts i. S. des § 152 Abs. 2 StPO niedrig liegt, ist auch das Bestehen einer entsprechenden Gefahr bereits weit im Vorfeld einer direkten Belastung zu bejahen". Vgl. auch Böse, wistra 2003, 47, 48.
56. Hansis/Hart (Fn. 3), S. 4 "Der unzufriedene Patient hat ein schlechtes Behandlungsergebnis vor Augen und vermutet, dass hieran auch der ehemals behandelnde Arzt eine Mitschuld trage".
57. Zur Problematik mittelbarer Selbstbelastung im Steuerrecht s. Jäger, NStZ 2005, 552, 557.
58. Vgl. Taupitz, NJW 1992, 713, 715.
59. Vgl. Deutsch/Spickhoff, Medizinrecht, 5. Aufl. 2003, Rdnr. 89.
60. Indem wir anderen Begründungen für unser Handeln oder bestimmte Zustände geben, demonstrieren wir, dass wir sie als vernunftbegabte Wesen anerkennen. Zum Verbot, dem Patienten die Rolle eines bloßen Objekts der Behandlung zuzuweisen, BVerfG, Beschl. v. 18. 11. 2004 - 1 BvR 2315/04 -, MedR 2005, 91, 92; vgl. auch Laufs (Fn. 10), § 61, Rdnr. 13.
61. Vgl. Bock, in: Widmaier (Hrsg.) (Fn. 20), § 49, Rdnr. 195;
62. Uhlenbruck/Schlund (Fn. 19), § 59, Rdnr. 9;
63. Steffen/Pauge, Arzthaftungsrecht, 10. Aufl. 2006, Rdnr. 458.
64. Allgemein hierzu: Tröndle/Fischer, StGB, 53. Aufl. 2006, § 13, Rdnr. 16 m. w. N. Nach Ansicht des BGH, Urt. v. 19. 12. 1997 - 5 StR 569/96 -, NJW 1998, 1568, 1574, ist über die Zumutbarkeit "im Rahmen einer wertenden Gesamtbetrachtung des Einzelfalls" zu entscheiden.
65. Stree, in: Schönke/Schröder, Kommentar zum StGB, 27. Aufl. 2006, Vorbein. §§ 13 ff., Rdnr. 156, hält das Eingehen der Gefahr eigener Strafverfolgung für zumutbar, wenn sie in ihrem Gewicht erheblich hinter den drohenden Schaden zurücktritt oder die zu befürchtende Strafverfolgung das Verhalten betrifft, aus dem die Rechtspflicht zur Erfolgsabwendung erwächst.
66. Vgl. Uhlenbruck/Schlund (Fn. 19), § 22, Rdnrn. 9 f.;
67. Weltrich, Rheinisches Ärzteblatt 2001, 18, 18.
68. Vgl. Roxin, Strafrecht Allgemeiner Teil, Band II, 2003, § 32, Rdnr. 70;
69. Jescheck/Weigend, Lehrbuch des Strafrechts, 5. Aufl. 1996, S. 623.
70. Ob eine Garantenpflicht nur dann besteht, wenn das Vorverhalten des Unterlassenden pflichtwidrig war, ist nach wie vor umstritten.
71. Ähnlich wie hier Taupitz, NJW 1997, 713, 718, der eine Offenbarungspflicht jedoch bei groben Pflichtverletzungen annimmt. Das überzeugt m.E. nicht, da auch in diesem Fall kein zwingender medizinischer Grund ersichtlich ist, wieso der Patient erfahren muss, dass dem Arzt ein Fehler unterlaufen ist. Sachverhaltsinformationen sind grundsätzlich ausreichend.
72. Laufs (Fn. 10), § 65, Rdnr. 15;
73. Fehn, ZaeFQ 2001, 469, 472;
74. Quaas/Zuck (Fn. 24), § 13, Rdnr. 80.
75. Nicht ganz eindeutig Ulsenheimer/Bock, Frauenarzt 42 (2001), 342, 349.
76. So im Ergebnis auch Taupitz, NJW 1992, 713, 717.
77. Vgl. Quaas/Zuck, (Fn. 24) § 13, Rdnr. 86.
78. Hierfür kommt es auf Art, Schwere und Anzahl der Verstöße gegen Berufspflichten an, vgl. OVG Rheinl.-Pfalz, Urt. v. 20. 9. 2005 - 6 A 10556/05 -, MedR 2006, 301, 304.
79. Vgl. Bock (Fn. 4), S. 239, 240. Zu diesem Ergebnis käme wohl auch Schmidt, Hessisches Ärzteblatt 2004, 205, 205.
80. Vgl. Krause/Caspary, Arztstrafrecht, in: Cramer/Cramer (Hrsg.), Anwalts-Handbuch Strafrecht, 2002, Rdnr. 5: "Hinter einer Strafanzeige steht in der Regel das Be dürfnis nach persönlicher Genugtuung". S. auch Andreas, ArztR 2002, 144, 144;
81. Manser/Staender, Aftermath of an adverse event, Acta Anaesthesiologica Scandinavica 2005, 728, 730.
82. Vgl. die Nachweise bei Rehborn, Arzt-Patient-Krankenhaus, 3. Aufl. 2000, S. 153.
83. Zur Erläuterung des Begriffs s. Deutsch, VersR 1993, 1041, 1042.
84. Bock (Fn. 4), S. 239, 243; Hansis/Hart (Fn. 3), S. 11.
85. Zu den verschiedenen Begrifflichkeiten im englischen Sprachraum s. Quick, Outing medical errors: questions of trust and responsibility, Medical Law Review 2006, II A; Weinberg, Law & Policy 2002, 93, 98.
86. Überblick über empirische Forschungsergebnisse im Bereich Fehleroftenbarung bei Mazor/Simon/Gurwitz, Arch. Intern. Med. 2004, 1690, 1691 ff.
87. So auch Hanau (Fn. 5), S. 121, 125.
88. Franzki, MedR 2000, 464, 464;
89. vgl. auch Hébert/Levin/Robertson, CMAJ 2001, 509, 512;
90. Manser/Staender, Aftermath of an adverse event, Acta Anaesthesiologica Scandinavica 2005, 728, 729.
91. Abrufbar über www.legis.gov.bc.ca/38th2nd/lst_read/gov16-1.htm, zuletzt besucht am 3. 12. 2006
92. Zu weiteren Einzelheiten Andreas, ArztR 2002, 144, 144. Kirsch/Trilsch, in: Sächsische Landesärztekammer (Hrsg.), Die zivilrechtliche Haftung des Arztes/Die ärztliche Schweigepflicht, 2005, S. 40, legen auf ein Überordnungsverhältnis keinen Wert.
93. Franzki, MedR 2000, 464, 464.
94. Vgl. Giebel u.a., NJW 2001, 863, 867.
95. Manser/Staender, Aftermath of an adverse event, Acta Anaesthesiologica Scandinavica 2005, 728, 731.
96. Hébert/Levin/Robertson, CMAJ 2001, 509, 509 f.
97. Ulsenheimer (Fn. 8), § 1, Rdnr." 39.