What the homosexuality of Hitler means: Comments on a tabu history;Was Hitlers homosexualität bedeutet: Anmerkungen zu einer tabugeschichte

Zeitschrift fur Geschichtswissenschaft

Volumn 51, Issue 4, 2003, Pages 334-351

  Machtan, Lothar ^a  

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EID: 33846125417     PISSN: 00442828     EISSN: None     Source Type: Journal    
DOI: None     Document Type: Article

References (62)

1. Lothar Machtan, Hitlers Geheimnis. Das Doppelleben eines Diktators, 2. Aufl. Berlin 2001.
2. Vgl. hierzu William H. DuBay, Gay Identity. The Self Under Ban, Jefferson, N.C. 1987. Ich danke dem Autor für seine Hinweise zur Frage der sexuellen Identität des deutschen Diktators.
3. Vgl. hierzu zuletzt am Beispiel der Goebbels-Tagebücher die quellenkritische Erörterung von Bernd Sösemann, Propaganda - Macht - Geschichte. Eine Zwischenbilanz der Dokumentation der Niederschriften und Diktate von Joseph Goebbels, in: Das Historisch-Politische Buch 50 (2002), S. 117-125.
4. Siehe Raul Hilberg, Die Quellen des Holocaust. Entschlüsseln und Interpretieren, Frankfurt a. M. 2002.
5. Bernd-Ulrich Hergemöller, Mann für Mann. Biographisches Lexikon zur Geschichte von Freundesliebe und mannmännlicher Sexualität im deutschen Sprachraum, Hamburg 1998, S. 35.
6. Vgl. Rictor Norton, The myth of the modern homosexual: queer history and the search for cultural unity, Washington 1997, sowie Marita Keilson-Lauritz, Die Geschichte der eigenen Geschichte. Literatur und Literaturkritik in den Anfängen der Schwulenbewegung, Berlin 1997.
7. Zit. nach Harold Nicolson, Diaries and Letters, Vol. 2: The War Years, 1939-1945, New York 1967, S. 39 (Tagebuch-Eintragung vom 3. 10. 1939).
8. Vgl. auch William L. Shirer, Berlin Diary, New York 1941, S. 137.
9. Vgl. Peter Grupp, Harry Graf Kessler, 1868-1937, München 1996, S. 250.
10. Otto Strasser, Die deutsche Bartholomäusnacht, 2. Aufl. Zürich 1935, S. 72.
11. Man kann diese Flucht in entsprechend aufgesetzte Posen jetzt sehr gut anhand von Hitlerbildern aus einer privaten Fotosammlung studieren, die das Bonner Stadtmuseum vor kurzem akquirierte. Sie geben den Blick auf einen "halböffentlichen" Hitler frei, der denn auch alles andere als Männlichkeit verkörpert. Vgl. Horst-Pierre Bothien (Hrsg.), Adolf Hitler am "Deutschen Rhein". NS-Prominenz aus der Sicht eines Hobbyfotografen, Essen 2003.
12. So Hitler in seiner Rede auf dem ersten "Großdeutschen Reichskriegertag" in Kassel am 4. Juni 1939, zit. nach Völkischer Beobachter, Nr. 156 vom 5. 6. 1939.
13. Hierzu jetzt die Studie von Frederic Spotts, Hitler and the Power of Aesthetics, Woodstoch/New York 2002, bes. S. 108 ff.
14. Hitler aus nächster Nähe. Aufzeichnungen eines Vertrauten 1929-1932, hrsg. Von H. A. Turner, Frankfurt a.M./Berlin 1978, S. 392.
15. Die Literatur hierzu ist Legion und - wenig ergiebig. Vgl. zuletzt Ulrike Leutheusser (Hrsg.), Hitler und die Frauen, Stuttgart/München 2001 (darin vor allem der Beitrag von Martha Schad, der auf der Grundlage der selten gut recherchierten Fernsehserie Hitler und die Frauen von Thomas Hausner entstand). Geistreiche Überlegungen zur Thematik finden sich auch in der hierzulande gänzlich übersehenen Studie von Robert Ambelain, Les arcanes noires de l'hitlérisme, Paris 1990.
16. An ihrer Wahrnehmung der stark homoerotisch eingefärbten Seiten im Erscheinungsbild dieser "Bewegung" bis Mitte der 1930er-Jahre haben selbst diejenigen Homosexuellen in ihren Erinnerungen festgehalten, die später von der braunen Diktatur auf üble Weise verfolgt wurden: Vgl. Lutz van Dijk, "Ein erfülltes Leben - trotzdem ...". Erinnerungen Homosexueller 1933-1945.
17. Elf biographische Texte, Reinbek 1992, bes. S. 38 oder 80 f. Hierzu jetzt auch das beeindruckende Interview mit dem Zeitzeugen Paul von Groszheim, das demnächst in dem derzeit produzierten Dokumentarfilm des amerikanischen Fernsehsenders HBO über mein Buch zu sehen sein wird. Der ehemalige Empfangschef eines Hamburger Hotels betont hier mehrfach, dass für die homosexuelle Subkultur, in der er seinerzeit lebte, die " Machtergreifung" Hitlers im Jahre 1933 zunächst keineswegs als akute Bedrohung empfunden wurde, eher sei, wegen Hitlers offener Sympathie für Röhm, das Gegenteil der Fall gewesen. Das Bewegende an diesem Statement ist, dass von Groszheim ab 1936 von Polizei und Justiz grausam verfolgt und schließlich sogar zur Kastration gezwungen wurde.
18. Dazu als Einstieg Geoffry J. Giles, Männerbund mit Homo-Panik: Die Angst der Nazis vor der Rolle der Erotik, in: Burkhard Jellonek/Rüdiger Lautmann, Nationalsozialistischer Terror gegen Homosexuelle, Paderborn u. a. 2002, S. 105-118.
19. Zu erforschen bleibt, ob es sich hierbei um mehr als eine Strömung innerhalb der Naziführung gehandelt hat. Giles neigt da zu vorschneller Verallgemeinerung. - Das Phänomenale an der Hitlerbewegung war ja gerade, dass hier homophile und homophobe Strömungen bis 1934 eine mehr oder minder friedliche Koexistenz fristen konnten. Hierzu schon Burkhard Jellonek, Homosexuelle unter dem Hakenkreuz, Paderborn u. a. 1990, bes. S. 57 ff.
20. So Klaus Hildebrand in seinem Artikel "Die deutsche Sphinx. Die neue Hitler-Biografie von Ralf Georg Reuth" in: Die Zeit vom 6. 3. 2003.
21. Wie sehr Hitler selbst in den Kategorien eines solchen Beziehungsgeflechtes dachte, geht aus seiner ersten (regierungsinternen) Stellungnahme zu der Mordaktion vom 30. Juni 1934 hervor, wo er Röhms "bewusst geführten Kampf gegen die Wehrmacht" expressis verbis auf die "unglückliche Veranlagung des ehemaligen Stabschefs" zurückführte: vgl. das Protokoll der Ministerbesprechung vom 3. Juli 1934, in: Die Regierung Hitler. Teil I: 1933/34, Bd. 2, bearbeitet von Karl-Heinz Minuth, Boppard am Rhein 1983, S. 1355.
22. Hierzu jetzt die im S. Fischer Verlag in Frankfurt am Main im April 2003 erscheinende erweiterte und aktualisierte Taschenbuchausgabe meines Buches "Hitlers Geheimnis".
23. Seit der Veröffentlichung meines Buches habe ich eine Fülle von Hinweisen erhalten, denen es sich nachzugehen lohnte. So verspricht namentlich eine eingehende Untersuchung dessen, was in den Kreisen der französischen Collaboration um Jean Cocteau, Serge Lifar oder Coco Chanel, die sich ausgezeichneter Verbindungen zu engen Hitler-Freunden und -Kennern rühmen konnten, über die Homosexualität des deutschen Führers verbreitet wurde, weiteren Aufschluss zum Thema: vgl. Jean Cocteau, Journal 1942, Texte établi, annoté et présenté par Jean Touzot, Paris 1989, S. 128 ff. sowie S. 138,
24. oder Arthur Gold/Robert Fizdale, Misia, Muse - Mäzenin - Model, Frankfurt a. M. 1991, S. 326.
25. Vgl. seinen ausführlichen Besprechungsaufsatz "Queer as Volk?" den er für die Internet-Zeitschrift Slate vom 3. 12. 2001 (slate.msn.com) verfasst hat.
26. Ich folge hier dem Diktum von Michael S. Kimmel in seinem Artikel "Gender, Class, and Terrorism" für The Chronical of Higher Education vom 8. 2. 2002.
27. Vgl. etwa Ian Kershaws resignierende Feststellung, dass auch er nicht zu sagen wisse, "warum, noch gar wann, Hitler sich in einen manisch besessenen Antisemiten verwandelt" habe. (Hitler, Bd. 1, Stuttgart 1998, S. 97)
28. New York Times vom 16. 12. 2001.
29. Zu der Notwendigkeit einer solchen Betrachtungsweise vgl. jetzt auch das Vorwort "Le demontage du Golem" das Gerald Messadié zur französischen Ausgabe meines Buches (La face cachée d'Adolf Hitler, Paris 2002, S. 7-12) geschrieben hat.
30. Vgl. hierzu etwa die jüngste Studie von Josephe Persica, Roosevelt's Secret War. FDR and World War II Espionage, New York 2001. Der ganze Komplex des politischen Umgangs der Alliierten mit dem sexualmoralischen Erbe des Nationalsozialismus harrt freilich noch der systematischen Aufarbeitung.
31. Vgl. Samuel Igra, Germany's National Vice, London 1945. Auf diesem Ansatz aufbauend und ihn durch neues Material anreichernd haben sich zwei amerikanische Juden seit den 1990er-Jahren um eine aktuelle Fortschreibung von Igras These bemüht: Vgl. Scott Lively and Kevin Abrams, The Pink Swastika. Homosexuality in the Nazi Party, 4th edition, Oregon 2002. Auch in ihrer aktualisierten Form ist diese Betrachtungsweise der Hitlerbewegung in Deutschland ohne jede Resonanz geblieben. Im Gegensatz hierzu hat sich die kritische Öffentlichkeit in den USA sehr intensiv mit dieser Veröffentlichung und insbesondere mit deren unverkennbar homophoben Untertönen auseinandergesetzt.
32. Eugenio Dollmann, Roma Nazista (Traduzione Dal Tedesco Di Italo Zingarelli), Milano 1949.
33. Corriere della Sera v. 21. 5. 1950.
34. Vgl. Dollmann, Roma Nazista, S. 30 ff.
35. Vgl. Hans Blüher, Rolle der Erotik in der männlichen Gesellschaft: eine Theorie der menschlichen Staatsbildung nach Wesen und Wert, Jena 1917, Neuausgabe Stuttgart 1962, S. 26 ff. (Vorwort zur Ausgabe von 1949).
36. Vertieft und weiter ausgeführt hat Blüher diese Reflexionen in dem erst posthum veröffentlichten Manuskript "Die Rede des Aristophanes" (Hamburg 1966, S. 64 ff.).
37. Vgl. die erste kritische Ausgabe dieses in unterschiedlichen Versionen aufgelegten Werkes: Jean Genet, Werke in Einzelbänden, Bd. III: Das Totenfest. Pompes Funèbres, Gifkendorf 2000. Ebenda S. 368 ff. die Nachbemerkungen zur Werkgeschichte und zur Interpretation.
38. Hierzu zuletzt Ina Hartwig, Sexuelle Poetik. Proust, Musil, Genet, Jelinek, Frankfurt a. M. 1998, S. 169 ff.
39. Vgl. Nicolaus Sombart, Pariser Lehrjahre 1951-1954, Hamburg 1994, S. 279 ff.
40. Vgl. Karola Schulz, Fast ein Revolutionär. Fritz von Unruh zwischen Exil und Remigration (1932-1962), München 1994, S. 23 ff. bzw. S. 64 ff.
41. Vgl. Ulrich Rudolf Fröhlich, Fritz von Unruhs Spätwerk "Der nie verlor", Ann Arbor 1980.
42. Klaus Mann, Der Wendepunkt (hier zitiert nach der Taschenbuchausgabe), Reinbek 1993, S. 355.
43. Erich Ebermayer, Denn heute gehört uns Deutschland ... Persönliches und politisches Tagebuch. Von der Machtergreifung bis zum 31. Dezember 1935, Hamburg/Wien 1959, hier vor allem S. 331 f.
44. Dazu Hersch Fischler/Gerhard Brack, Zur Kontroverse über den Reichstagsbrand, in: Vierteljahrshefte für Zeitgeschichte 50 (2002), S. 329-334.
45. So Hans Mommsen in: Die Zeit (Nr. 42 vom 11. 10. 2001), hiernach auch die folgenden Zitate; vgl. weiterhin das Interview mit ihm in der Frankfurter Rundschau vom 10. 10. 2001.
46. So die Überschrift von Mommsens Buchkritik in: Die Zeit.
47. Frankfurter Allgemeine Zeitung vom 8. 10. 2001.
48. Vgl. Frankfurter Allgemeine Zeitung vom 6. 10. 1998.
49. So Mommsen in der Frankfurter Rundschau vom 10. 10. 2001.
50. So in einem Streitgespräch über Hannah Arendt in Literaturen, Heft 9/2002, S. 34.
51. So war bei Mommsens Adepten und Resonanzverstärkern die Tendenz zur Marginalisierung, ja Diffamierung meiner Forschungen fast noch stärker ausgeprägt. In ihren ebenfalls schnellschussartigen Reaktionen fiel sonst durchaus ernst zu nehmenden Historikern der jüngeren Generation wie Volker Ullrich, Götz Aly oder Brigitte Hamann jedenfalls nichts Besseres ein, als sich in billigster Polemik zu ergehen ("Sex mit Hitler war und ist stets ein gutes Geschäft" Brigitte Hamann in: Profil, Nr. 42 vom 15. 10. 2001)
52. und/oder die ganze Angelegenheit mit schlüpfrigen Bemerkungen verächtlich zu machen: "Wie oft es sich Adolf H. einfach selber besorgte und welche signifikanten Bildfetzen ihm dabei durch den recht unruhigen Kopf schossen, harrt allerdings noch der wissenschaftlichen Aufhellung" (Götz Aly in der Berliner Zeitung vom 9. 10. 2001).
53. Es kann nicht meine Untersuchung sein, die diesen intellektuellen Absturz inspiriert hat. Was aber ist es dann? Vgl. auch das unqualifizierte Interview von Brigitte Hamann in der Welt vom 12. 10. 2001;
54. ferner Volker Ullrichs aufgeregte Kolumne ("Schwul") in: Die Zeit Nr. 42 vom 11. 10. 2001.
55. Vgl. Die Welt vom 13. 10. 2001, hiernach auch die folgenden Zitate.
56. Hergemöller, Einführung in die Historiographie der Homosexualitäten, Tübingen 1999, S. 102 und 104.
57. Entsprechende Hinweise finden sich jetzt auch bei Jellonek/Lautmann (Hrsg.), Nationalsozialistischer Terror gegen Homosexuelle, bes. S. 128 f.
58. Frankfurter Allgemeine Zeitung, Nr. 244 vom 20. 10. 2001, hiernach auch die folgenden Zitate.
59. Vgl. Henry A. Turner, Hitlers Weg zur Macht. Der Januar 1933, München 1996.
60. Rüdiger Lautmann, Sexualpolitische Manöver um Adolf Hitler, in: Zeitschrift für Sexualforschung 14 (2001), S. 349-356, hier S. 356.
61. Vgl. hierzu jetzt auch die Einleitung zu dem von Gerhard Paul herausgegebenen Sammelband Die Täter der Shoa. Fanatische Nationalsozialisten oder ganz normale Deutsche?, Göttingen 2002.
62. - Außerdem Joachim Fest, Was wir aus der Geschichte nicht lernen. Die Verkettung von Vernunft und Verhängnis: Warum Historiker gut daran tun, die biografische Methode stärker zu achten, in: Die Zeit, Nr. 13, 28. 2. 2003.