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84961483460
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Zu Kants transzendentaler Deduktion der Ideen der reinen Vernunft
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Meisenheim/Glan
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Dieser positive Ansatz Kants ist nicht nur wirkungsgeschichtlich, so etwa im Hinblick auf die Entstehung seiner beiden folgenden Kritiken wie auch im Hinblick auf die nachkantischen Systeme des sogenannten Deutschen Idealismus, sondern auch in bezug auf aktuelle wissenschaftstheoretische Probleme von Bedeutung. Siehe dazu die Beiträge von Rudolf Zocher: Zu Kants transzendentaler Deduktion der Ideen der reinen Vernunft. In: Zeitschrift für philosophische Forschung (XII). Meisenheim/Glan 1958, 43-58
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(1958)
Zeitschrift für Philosophische Forschung (XII)
, pp. 43-58
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Zocher, R.1
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84868774738
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Der Ursprung der Metaphysik in der reinen Vernunft. Systematische Überlegungen zu Kants Ideenlehre
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Hrsg. von J. Kopper und W. Marx. Hildesheim
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Rudolf Malter: Der Ursprung der Metaphysik in der reinen Vernunft. Systematische Überlegungen zu Kants Ideenlehre. In: 200 Jahre Kritik der reinen Vernunft. Hrsg. von J. Kopper und W. Marx. Hildesheim 1981, 169-210
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(1981)
200 Jahre Kritik der Reinen Vernunft
, pp. 169-210
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Malter, R.1
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3
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84961490925
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Funktion und Grenzen der transzendentalen Dialektik in Kants Kritik der reinen Vernunft
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Hrsg. von E. Schaper und W. Vossenkuhl. Stuttgart
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Hermann Krings: Funktion und Grenzen der transzendentalen Dialektik in Kants Kritik der reinen Vernunft. In: Bedingungen der Möglichkeit. 'Transcendental Arguments' und transzendentales Denken. Hrsg. von E. Schaper und W. Vossenkuhl. Stuttgart 1984, 91-103
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(1984)
Bedingungen der Möglichkeit. 'Transcendental Arguments' und Transzendentales Denken
, pp. 91-103
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Krings, H.1
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4
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84868785279
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Transzendentale Beweisführung in Kants Philosophie der Wissenschaft
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Gerd Buchdahl: Transzendentale Beweisführung in Kants Philosophie der Wissenschaft. Bemerkungen zu Hermann Krings' Beitrag. In: ebd. 104-114
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Bemerkungen zu Hermann Krings' Beitrag
, pp. 104-114
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Buchdahl, G.1
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6
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0040135198
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Reason and Practice of Science
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Ed. by P. Guyer. New York, Port Chester, Melbourne, Sydney
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Thomas E. Wartenburg: Reason and Practice of Science. In: The Cambridge Companion to Kant. Ed. by P. Guyer. New York, Port Chester, Melbourne, Sydney 1992, 228-248
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(1992)
The Cambridge Companion to Kant
, pp. 228-248
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Wartenburg, T.E.1
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8
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84868772480
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Bekanntlich spricht Kant in verschiedenen Zusammenhängen und Bedeutungen von "transzendental". Aus dem Argumentationskontext wird klar, daß man auch im Zusammenhang der Vernunftideen die Bezeichnung "transzendental" im Sinne der möglichen apriorischen Erkenntnisart von Gegenständen verstehen muß. Auch für die Vernunftideen gilt also das Eigentümliche der Transzendentalphilosophie: daß sie außer "der allgemeinen Bedingungen zu Regeln ... zugleich a priori den Fall anzeigen kann, worauf sie angewandt werden sollen." (A 135, B 174 f.)
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Bekanntlich spricht Kant in verschiedenen Zusammenhängen und Bedeutungen von "transzendental". Aus dem Argumentationskontext wird klar, daß man auch im Zusammenhang der Vernunftideen die Bezeichnung "transzendental" im Sinne der möglichen apriorischen Erkenntnisart von Gegenständen verstehen muß. Auch für die Vernunftideen gilt also das Eigentümliche der Transzendentalphilosophie: daß sie außer "der allgemeinen Bedingungen zu Regeln ... zugleich a priori den Fall anzeigen kann, worauf sie angewandt werden sollen." (A 135, B 174 f.)
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84868745409
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Die Vernunftidee ist eine transzendentale Idee, der keine sinnliche Anschauung adäquat entsprechen kann. Sie ist damit das Pendant der ästhetischen Idee, welche auf einer Totalität der Anschauung in der Einbildungskraft basiert, welcher kein Begriff adäquat sein kann. Siehe Kritik der Urteilskraft. § 49, 56 Anm. I
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Die Vernunftidee ist eine transzendentale Idee, der keine sinnliche Anschauung adäquat entsprechen kann. Sie ist damit das Pendant der ästhetischen Idee, welche auf einer Totalität der Anschauung in der Einbildungskraft basiert, welcher kein Begriff adäquat sein kann. Siehe Kritik der Urteilskraft. § 49, 56 Anm. I
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84868727555
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Wie Gerd Buchdahl (vgl. Anm. 1. 106-108) erwähnt, wird in diesem Kontext auch der Begriff des Regulativen präzisiert. Zunächst meint Kant mit dem "regulativen Gebrauch der Vernunft" nur den negativen Befund, daß der Vernunftidee kein Gegenstand adäquat entsprechen kann. Dort, wo er im Gegensatz zum Konstitutiven steht, erhält dieser Ausdruck die zusätzliche Information, daß die Vernunftidee nicht konstitutiv sein kann, weil ihr Gegenstand sonst den Status eines Dinges an sich haben würde
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Wie Gerd Buchdahl (vgl. Anm. 1. 106-108) erwähnt, wird in diesem Kontext auch der Begriff des Regulativen präzisiert. Zunächst meint Kant mit dem "regulativen Gebrauch der Vernunft" nur den negativen Befund, daß der Vernunftidee kein Gegenstand adäquat entsprechen kann. Dort, wo er im Gegensatz zum Konstitutiven steht, erhält dieser Ausdruck die zusätzliche Information, daß die Vernunftidee nicht konstitutiv sein kann, weil ihr Gegenstand sonst den Status eines Dinges an sich haben würde
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79953904507
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Bonn, 99 f
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Im Hinblick auf die Kritik der Urteilskraft gilt es schließlich zu beachten, daß Kant den Begriff des nach diesen drei Gesetzen verfahrenden Systematischen bereits hier auch im Sinne eines - über die strenge objektive Naturerkenntnis hinausgehenden - Systems empirischer Naturerkenntnisse sowie im Sinne eines Systems teleologischer Objekte thematisiert. Zum letzten Punkt siehe Claude Piché: Das Ideal. Ein Problem der Kantischen Ideenlehre. Bonn 1984, 99 f
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(1984)
Das Ideal. Ein Problem der Kantischen Ideenlehre
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Piché, C.1
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84868783670
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Hermann Krings hat in seinem Aufsatz (siehe Anm. 1) die These vertreten, Kants Begründung der Erkenntnis mittels Kategorien sei erst dann hinreichend, wenn sie durch die Vernunftidee, welche für den "Zusammenhang" der Erkenntnis ausschlaggebend ist, gestützt werde. Die "Transzendentale Analytik" weise deshalb ein "Begründungsdefizit" auf, sofern sie als autonom, ohne die Beziehung auf die "Transzendentale Dialektik" genommen werde. Ich halte diese These für durchaus bedenkenswert, bin dabei allerdings der Auffassung, daß - wenn man dem Kantischen Argumentationsgang folgt - zunächst das Problem entsteht, wie überhaupt die Vernunftidee und damit der 'Zusammenhang' von Erkenntnis begründet werden soll. Was Krings als unabdingbares Kriterium der Begründung von Erkenntnis voraussetzt, muß selbstverständlich selbst auch hinreichend begründet sein
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Hermann Krings hat in seinem Aufsatz (siehe Anm. 1) die These vertreten, Kants Begründung der Erkenntnis mittels Kategorien sei erst dann hinreichend, wenn sie durch die Vernunftidee, welche für den "Zusammenhang" der Erkenntnis ausschlaggebend ist, gestützt werde. Die "Transzendentale Analytik" weise deshalb ein "Begründungsdefizit" auf, sofern sie als autonom, ohne die Beziehung auf die "Transzendentale Dialektik" genommen werde. Ich halte diese These für durchaus bedenkenswert, bin dabei allerdings der Auffassung, daß - wenn man dem Kantischen Argumentationsgang folgt - zunächst das Problem entsteht, wie überhaupt die Vernunftidee und damit der 'Zusammenhang' von Erkenntnis begründet werden soll. Was Krings als unabdingbares Kriterium der Begründung von Erkenntnis voraussetzt, muß selbstverständlich selbst auch hinreichend begründet sein
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79956959908
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Dazu Thomas E. Wartenberg (siehe Anm. 1), 232
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Dazu Thomas E. Wartenberg (siehe Anm. 1), 232
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84868745404
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Siehe z. B. A 698 ff., B 726 ff. - In der Kritik der Urteilskraft wird Kant diese vorzügliche Funktion auch der Urteilskraft und der teleologischen Vernunft zuschreiben. Siehe dort bes. die erste Fassung der Einleitung, Pt. II, sowie § 61
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Siehe z. B. A 698 ff., B 726 ff. - In der Kritik der Urteilskraft wird Kant diese vorzügliche Funktion auch der Urteilskraft und der teleologischen Vernunft zuschreiben. Siehe dort bes. die erste Fassung der Einleitung, Pt. II, sowie § 61
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84868745405
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Kants instrumentalistische Sicht könnte man in diesem Falle als transzendental-instrumentalistisch umschreiben. Die Instrumentalität der Ideen wird im Hinblick auf ihre mögliche Transzendentalität betrachtet und beurteilt. Umgekehrt hat sein transzendentaler Ansatz hier, im Unterschied zum transzendentalen Ansatz der Transzendentalen Analytik, eine genuin instrumentalistische Funktion
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Kants instrumentalistische Sicht könnte man in diesem Falle als transzendental-instrumentalistisch umschreiben. Die Instrumentalität der Ideen wird im Hinblick auf ihre mögliche Transzendentalität betrachtet und beurteilt. Umgekehrt hat sein transzendentaler Ansatz hier - im Unterschied zum transzendentalen Ansatz der "Transzendentalen Analytik" - eine genuin instrumentalistische Funktion
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84868745406
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Man kann wohl sagen, daß Kant voraussetzt: Die Tatsache, daß es unter der Bedingung der Kategorien und ihres Bezugs auf Gegenstände der Erfahrung Erkenntnis gibt (1), ist von anderer, größerer Gewißheit als die Tatsache, daß es unter der Bedingung angewandter Vernunftideen ein System der Erkenntnis gibt (2). - Das dispensiert ihn aber natürlich nicht davon, sondern macht es aufgrund der unterschiedlichen Anspruchs- und Beweiskapazitäten von (1) und (2) vielmehr gerade nötig, auch für (2) zu zeigen, weshalb es hier überhaupt Gewißheit gibt
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Man kann wohl sagen, daß Kant voraussetzt: Die Tatsache, daß es unter der Bedingung der Kategorien und ihres Bezugs auf Gegenstände der Erfahrung Erkenntnis gibt (1), ist von anderer, größerer Gewißheit als die Tatsache, daß es unter der Bedingung angewandter Vernunftideen ein System der Erkenntnis gibt (2). - Das dispensiert ihn aber natürlich nicht davon, sondern macht es aufgrund der unterschiedlichen Anspruchs- und Beweiskapazitäten von (1) und (2) vielmehr gerade nötig, auch für (2) zu zeigen, weshalb es hier überhaupt Gewißheit gibt
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79956905266
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Siehe Kritik der Urteilskraft. Einleitung der ersten Auflage. Pt. I
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Siehe Kritik der Urteilskraft. Einleitung der ersten Auflage. Pt. I
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84868745407
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Kants Rede von einem "subjektiven Ableiten" kontaminiert hier zwei verschiedene Resultate seiner bisherigen Argumentation. Auf der einen Seite weist Kant auf dasjenige zurück, was man, wie auch Rudolf Zocher (siehe Anm. 1, 45) und Rudolf Malter (siehe Anm. 1, 183 ff.) thematisiert haben, als metaphysische Deduktion der Vernunftideen bezeichnen kann. Kant war davon ausgegangen, daß die Arten der Vernunftideen den Arten von Vernunftschlüssen korrespondieren. Infolge der Kontrastierung der subjektiven Ableitung mit einer objektiven Deduktion, die in diesem Kontext zugleich auftaucht, erinnert Kant auf der anderen Seite an die Tatsache, derzufolge es im Rahmen des transzendentalen Gebrauchs von Ideen keine objektive, sondern nur eine subjektive Gültigkeit geben kann. Beide Resultate werden dann entsprechend verändert: 1) es gibt zusätzlich so etwas wie eine objektive (transzendentale)
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Kants Rede von einem "subjektiven Ableiten" kontaminiert hier zwei verschiedene Resultate seiner bisherigen Argumentation. Auf der einen Seite weist Kant auf dasjenige zurück, was man, wie auch Rudolf Zocher (siehe Anm. 1, 45) und Rudolf Malter (siehe Anm. 1, 183 ff.) thematisiert haben, als metaphysische Deduktion der Vernunftideen bezeichnen kann. Kant war davon ausgegangen, daß die Arten der Vernunftideen den Arten von Vernunftschlüssen korrespondieren. Infolge der Kontrastierung der subjektiven Ableitung mit einer objektiven Deduktion, die in diesem Kontext zugleich auftaucht, erinnert Kant auf der anderen Seite an die Tatsache, derzufolge es im Rahmen des transzendentalen Gebrauchs von Ideen keine objektive, sondern nur eine subjektive Gültigkeit geben kann. Beide Resultate werden dann entsprechend verändert: 1) es gibt zusätzlich so etwas wie eine objektive (transzendentale) Deduktion der Ideen, 2) zumindest eine restringierte objektive Gültigkeit muß doch angenommen werden
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84868783662
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Daß Kant in der Tat mit einer vagen Vorstellung von einer andersartigen (uneigentlichen) objektiven Deduktion operiert, legt die Rede von "eigentlich" nahe. Auf dieses Phänomen stößt man andernorts auch hinsichtlich der Unterscheidung zwischen (kategorienvermitteltem) Objekt und (ideenvermitteltem) Subjekt sowie zwischen konstitutivem und regulativem Gebrauch der Vernunft. Kant spricht davon, daß man von der Idee der Vernunfteinheit "eigentlich nicht sagen" könne, daß sie "ein Begriff vom Objekt sei" (A 645, B 673); und kurz darauf: der hypothetische Gebrauch der Vernunft aus zum Grunde gelegten Ideen sei "eigentlich nicht konstitutiv" (A 647, B 675). Das zeigt, daß Kant hintergründig die - nicht kritisch gemeinte - Vorstellung von einem andersartigen (uneigentlichen) Objekt bzw. einer andersartigen (uneigentlichen) Bedeutung von "konstitutiv" vorschwebt,
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Daß Kant in der Tat mit einer vagen Vorstellung von einer andersartigen (uneigentlichen) objektiven Deduktion operiert, legt die Rede von "eigentlich" nahe. Auf dieses Phänomen stößt man andernorts auch hinsichtlich der Unterscheidung zwischen (kategorienvermitteltem) Objekt und (ideenvermitteltem) Subjekt sowie zwischen konstitutivem und regulativem Gebrauch der Vernunft. Kant spricht davon, daß man von der Idee der Vernunfteinheit "eigentlich nicht sagen" könne, daß sie "ein Begriff vom Objekt sei" (A 645, B 673); und kurz darauf: der hypothetische Gebrauch der Vernunft aus zum Grunde gelegten Ideen sei "eigentlich nicht konstitutiv" (A 647, B 675). Das zeigt, daß Kant hintergründig die - nicht kritisch gemeinte - Vorstellung von einem andersartigen (uneigentlichen) Objekt bzw. einer andersartigen (uneigentlichen) Bedeutung von "konstitutiv" vorschwebt, die er in einem weiteren Schritt dann wiederum begrifflich präzisiert
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84868783661
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Daß Kant den Begriff einer objektiven oder transzendentalen Deduktion an diesen beiden Stellen fernhält, ist möglicherweise dadurch bedingt, daß er zunächst die Differenz festhalten, Vernunftideen können nicht so wie die Kategorien transzendental deduziert werden, und erst in einem späteren Schritt die Andersartigkeit der Deduktion, Vernunftideen können nicht so wie die Kategorien transzendental deduziert werden, thematisch machen will
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Daß Kant den Begriff einer objektiven oder transzendentalen Deduktion an diesen beiden Stellen fernhält, ist möglicherweise dadurch bedingt, daß er zunächst die Differenz festhalten ('Vernunftideen können nicht so wie die Kategorien transzendental deduziert werden') und erst in einem späteren Schritt die Andersartigkeit der Deduktion ('Vernunftideen können nicht so wie die Kategorien transzendental deduziert werden') thematisch machen will
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84868803064
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Rudolf Zocher (siehe Anm. 1. 57) hat aufgrund dieser Kantischen Zustimmung zu einer Deduktion der Ideen die Vermutung geäußert, die beiden Abschnitte des "Anhangs" seien wohl zu verschiedenen Zeiten entstanden und für verschiedene methodologische Zwecke geschrieben, bei der Schlußredaktion dann aber nebeneinandergestellt worden. Ich neige eher der Auffassung zu, daß Kants Textabschnitte zur Ideenlehre zwar nicht verschiedenen methodologischen Zwecken folgen, jedoch insgesamt stark durch eine um ein endgültiges Ergebnis ringende Gedankenführung geprägt sind und insofern eine Art, zum Teil Widersprüche produzierenden, Klärungsprozeß beinhalten
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Rudolf Zocher (siehe Anm. 1. 57) hat aufgrund dieser Kantischen Zustimmung zu einer Deduktion der Ideen die Vermutung geäußert, die beiden Abschnitte des "Anhangs" seien wohl zu verschiedenen Zeiten entstanden und für verschiedene methodologische Zwecke geschrieben, bei der Schlußredaktion dann aber nebeneinandergestellt worden. Ich neige eher der Auffassung zu, daß Kants Textabschnitte zur Ideenlehre zwar nicht verschiedenen methodologischen Zwecken folgen, jedoch insgesamt stark durch eine um ein endgültiges Ergebnis ringende Gedankenführung geprägt sind und insofern eine Art, zum Teil Widersprüche produzierenden, Klärungsprozeß beinhalten
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84868783663
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Wenn Rudolf Malter (siehe Anm. 1. 200 ff.) in seiner Skizzierung der "analog-objektiven Deduktion der Ideen" das "Schema" dem "Gegenstand in der Idee" zuordnet, folgt er zwar konsequent der von Kant angedeuteten Analogie, nicht jedoch dem, was Kant dann in der Konkretisierung des Schema-Begriffs ausführt
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Wenn Rudolf Malter (siehe Anm. 1. 200 ff.) in seiner Skizzierung der "analog-objektiven Deduktion der Ideen" das "Schema" dem "Gegenstand in der Idee" zuordnet, folgt er zwar konsequent der von Kant angedeuteten Analogie, nicht jedoch dem, was Kant dann in der Konkretisierung des Schema-Begriffs ausführt
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84868727552
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Unbestimmt ist hier nicht mit leer gleichzusetzen. Vielmehr will Kant (wofür auch die Formulierung einige ... objektive Gültigkeit spricht) damit besagen, daß die Bestimmung nicht abschließbar ist, daß wir nur zu einer als-ob-Bestimmtheit gelangen
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Unbestimmt ist hier nicht mit leer gleichzusetzen. Vielmehr will Kant (wofür auch die Formulierung "einige ... objektive Gültigkeit" spricht) damit besagen, daß die Bestimmung nicht abschließbar ist, daß wir nur zu einer als-ob-Bestimmtheit gelangen
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84868745400
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Mit dem Ausdruck empirischer Verstandesgebrauch will Kant hier offenkundig nicht besagen, bei der Einheit des Verstandes handle es sich nur um eine empirische Einheit. Empirisch steht in diesem Falle nicht im Gegensatz zu apriorisch, sondern im Gegensatz zur ideellen Sphäre der Vernunfteinheit
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Mit dem Ausdruck "empirischer Verstandesgebrauch" will Kant hier offenkundig nicht besagen, bei der Einheit des Verstandes handle es sich nur um eine empirische Einheit. Empirisch steht in diesem Falle nicht im Gegensatz zu apriorisch, sondern im Gegensatz zur ideellen Sphäre der Vernunfteinheit
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84868727548
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Diese restringierte Objektivität oder als-ob-Objektivität ist wohlgemerkt keine Pseudooder Scheinobjektivität. Letztere fällt unter Kants Kritik der dogmatischen Begriffsmetaphysik
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Diese restringierte Objektivität oder als-ob-Objektivität ist wohlgemerkt keine Pseudooder Scheinobjektivität. Letztere fällt unter Kants Kritik der dogmatischen Begriffsmetaphysik
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84868727547
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Auf eine solche, von Kant nicht explizit ausgesprochene Unterscheidung macht Thomas E. Wartenberg (siehe Anm. 1. 245 ff.) aufmerksam. Er geht davon aus, daß Kant die Vernunftidee innerhalb des Programms der transzendentalen Ideendeduktion offenbar dort am ehesten akzeptiert, wo es um den Systemgedanken eigens im Bereich der erkannten Gegenstände der sinnlichen Erfahrung geht
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Auf eine solche, von Kant nicht explizit ausgesprochene Unterscheidung macht Thomas E. Wartenberg (siehe Anm. 1. 245 ff.) aufmerksam. Er geht davon aus, daß Kant die Vernunftidee innerhalb des Programms der transzendentalen Ideendeduktion offenbar dort am ehesten akzeptiert, wo es um den Systemgedanken eigens im Bereich der erkannten Gegenstände der sinnlichen Erfahrung geht
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84868727546
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Der Schlußfolgerung von Rudolf Zocher (vgl. Anm. 1. 58), wonach die Kantische Ideenlehre am Ende durch einen "Bruch" gekennzeichnet ist, ist zuzustimmen. In der Tat setzt Kant zunächst, wie Zocher zeigt, zu einer - auf die drei Ideenklassen bzw. auf die Triade Seele, Welt, Gott ausgerichteten - Deduktion der Ideen an (unsere erste Variante), endet dann jedoch mit dem Gedanken einer systematischen Einheit, die nach den Gesetzen der Homogenität, Spezifikation und Kontinuität (unsere dritte Variante) verfährt. Meines Erachtens kann man diesen Bruch nicht dadurch glätten, daß man, wie Peter Baumanns (Kants vierte Antinomie und das Ideal der reinen Vernunft. In: Kant-Studien (1988) Heft 2. 193 f. Anm.) vorschlägt, die Dreiergruppe Homogenität-Spezifikation- Kontinuität im Sinne allgemeiner Gesetze, die Dreiergruppe Seele-Welt-Gott im Sinne besonderer Gesetze eines einzigen Apperzeptionsvermögens deutet.
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Der Schlußfolgerung von Rudolf Zocher (vgl. Anm. 1. 58), wonach die Kantische Ideenlehre am Ende durch einen "Bruch" gekennzeichnet ist, ist zuzustimmen. In der Tat setzt Kant zunächst, wie Zocher zeigt, zu einer - auf die drei Ideenklassen bzw. auf die Triade Seele, Welt, Gott ausgerichteten - Deduktion der Ideen an (unsere erste Variante), endet dann jedoch mit dem Gedanken einer systematischen Einheit, die nach den Gesetzen der Homogenität, Spezifikation und Kontinuität (unsere dritte Variante) verfährt. Meines Erachtens kann man diesen Bruch nicht dadurch glätten, daß man, wie Peter Baumanns (Kants vierte Antinomie und das Ideal der reinen Vernunft. In: Kant-Studien (1988) Heft 2. 193 f. Anm.) vorschlägt, die Dreiergruppe Homogenität-Spezifikation- Kontinuität im Sinne allgemeiner Gesetze, die Dreiergruppe Seele-Welt-Gott im Sinne besonderer Gesetze eines einzigen Apperzeptionsvermögens deutet. Denn es handelt sich hier um unterschiedliche Verfahren, die Gültigkeit von Ideen zu begründen. Im Unterschied zu Zocher bin ich jedoch auch der Auffassung, daß man nicht bei der Feststellung dieses Bruchs stehenbleiben, sondern aus dem nachfolgenden Kantischen Vorgehen heraus die weitere Klärung der Sache verfolgen sollte. Daß Kant in der Postulatenlehre der Kritik der praktischen Vernunft die Ideen-Triade Seele, Welt und Gott durch die Postulate "Unsterblichkeit", "Freiheit" und "Dasein Gottes" neu begründet (vgl. Kr. d. p. V., A 238-240), spricht dafür, daß er die von uns dargelegte erste Variante fallen gelassen und im Bereich der theoretischen Vernunft letztlich die dritte favorisiert hat. In der Kritik der Urteilskraft wird dann vor allem ein der dritten Variante ähnliches Verfahren auf einen weiteren Bereich empirischer Daten der Natur und organischer Objekte ausgedehnt
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84868745396
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Übersetzt auf die Feinstruktur des Systematischen, den Kettenschluß vom Bedingten auf die Totalität der Bedingungen, könnte man sagen, daß diese von vorneherein insofern auf einem guten Fundament steht, weil von einem sicheren Bedingten (sicheren Urteilen) ausgegangen werden kann
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Übersetzt auf die Feinstruktur des Systematischen, den Kettenschluß vom Bedingten auf die Totalität der Bedingungen, könnte man sagen, daß diese von vorneherein insofern auf einem guten Fundament steht, weil von einem sicheren Bedingten (sicheren Urteilen) ausgegangen werden kann
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84868803062
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So nachdrücklich Rudolf Malter (siehe Anm. 1. 204 ff.)
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So nachdrücklich Rudolf Malter (siehe Anm. 1. 204 ff.)
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84868803059
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Dies würde auf die Fichtesche Ansicht hinauslaufen, wonach auch die theoretischen Vernunftideen ausschließlich als Postulate der praktischen Vernunft zu begreifen sind
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Dies würde auf die Fichtesche Ansicht hinauslaufen, wonach auch die theoretischen Vernunftideen ausschließlich als Postulate der praktischen Vernunft zu begreifen sind
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84868803061
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Für hilfreiche Kritik danke ich Jürg Freudiger, Helmut Linneweber und Jean-Claude Wolf
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Für hilfreiche Kritik danke ich Jürg Freudiger, Helmut Linneweber und Jean-Claude Wolf
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